Hendrik on Thursday, September 5, 2024 in 2024

Neuer Stempel

Gestern wollte ich mit dem Bus nach St George's fahren um meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Die läuft nämlich am Sonntag ab.
Leicht unausgeschlafen schöpfe ich nach einer Runde Schwimmen etwa fünfzehn Zentimeter Regenwasser aus dem Schlauchboot, stelle das Rigg, sammel meine Dokumente ein... und treibe zügig seitwärts mit dem Wind. Ich hab tatsächlich das Schwert an Bord vergessen.

Schnell berge ich die Fock und wickel das Großsegel um den Mast. Zurück zu Lua geht es nur mit Muskelkraft. Es weht ganz gut und in der kurzen Zeit bis die Segel geborgen und die Riemen ausgebracht sind bin ich schon ein ganzes Stück in die Bucht getrieben. Nach zwei kräftigen Zügen an den Riemen fallen die Blätter auseinander. An Backbord habe ich noch ein halbes Blatt, an Steuerbord nur einen Stock.

Ich brauche eine gute halbe Stunde um die zwei-, dreihundert Meter gegen den Wind zurückzulegen. Hinter den großen Katamaranen ist es immer für ein Stück weit einfacher. Die schwimmenden Hochhäuser blocken den Wind achteraus fast vollständig.
Zurück an Bord habe ich keine Lust mehr. Verschwitzt und kaputt verschiebe ich die Exkursion auf den nächsten Tag.

Zweiter Versuch

Heute läuft es dann besser. Ein zweites Mal werde ich den Fehler nicht machen. Gemütlich geht es bei schwachem Wind von achtern zur Whisper Cove Marina. Die haben ein Dinghy-Dock das wir kostenlos benutzen dürfen und eine Bushaltestelle in der Nähe. Auch wenn Bushaltestellen auf Grenada eigentlich überflüssig sind. Die Straßen hoch zur Hauptstraße sind steil, und sportlich zu erklimmen. Von oben bietet sich dann aber ein beeindruckender Blick über Woburn Bay. Ich kann sogar Lua so gerade eben ausmachen. Hätte besser meine Kamera mitnehmen sollen.

Blick über Woburn Bay mit Lua in der Ferne

Ich bin noch am Fotografieren, weit weg von der Haltestelle als der Bus (Vans, eng besetzt mit drei bis vier Viererreihen für Passagiere) um die Kurve gerast kommt und hupt und winkt. Jeder Passagier zählt. Die Busfahrer kaufen ihre Lizenz für eine der Routen vom Staat und der Rest ist ihnen überlassen. So halten die Busse zum Einsammeln und Absetzen im Grunde überall und sind immer auf der Suche nach potentiellen Passagieren.

In St George's geht es als erstes zu Immigrations and Customs in der Marina um das Cruising Permit zu verlängern. Ohne gibt es keinen neuen Stempel im Pass. Dann laufe ich zum Botanischen Garten zum Passport Office. Inzwischen ist es kurz vor Zwölf. Kurz vor Mittagspause. Um die Zeit zu vertreiben kaufe ich mir eine kleine Stärkung beim Imbiss. Chicken Wings mit Salat, einer großen Portion Reis und ein paar Stücken Kartoffel. Alles köstlich und eine willkommene Stärkung.

Das Prozedere im Passport Office ist dann recht unkompliziert. Etwas Schlange stehen, ein Formular am Schalter ausfüllen, ins Büro für Aufenthaltsverlängerungen, mit deren Notiz runter zum Treasury Office um meine Gebühr zu zahlen ($EC75 pro Monat, etwa 25€), wieder hoch mit dem Beleg zum Aufenthaltsbüro für den finalen Stempel und einen freundlichen Schnack. Fertig. Die nächsten drei Monate bis zum Ende der Hurricane Season sind gebucht.

Warten auf den Bus

Zurück in Whisper Cove gönne ich mir noch einen Milkshake. Ich weiß nicht, was das Vanilleeis in Grenada so besonders macht, aber es ist außergewöhnlich lecker.

Dann ist es Zeit für die lange Kreuz zurück zu Lua. Schwacher, unsteter Wind zieht die Rückfahrt in die Länge und zwingt mich immer wieder zum Abfallen. Bei unter einem Knoten Fahrt lässt sich mit dem Schlauchboot nicht viel Höhe laufen. Eineinhalb Stunden brauche ich für die zwei Meilen (direkter Weg etwa 0,7 Meilen). Um fünf Uhr Nachmittag bin ich zurück auf Lua. So ein kleiner Ausflug kann schnell einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.

Langer Rückweg

Da ich Lua in Abwesenheit verschlossen lasse, ist es immer etwas aufgeheizt unter Deck wenn ich wieder da bin.

Das Thermometer ist am Anschlag