
Chateaubelair
Einklarieren

Pünktlich um halb neun stehe ich vor Customs & Immigration. In einer kleinen Seitengasse direkt am Strand. Ein Aushang sagt "Zurück um eins." also paddel ich zurück an Bord.

Während ich warte kommen Thomas und Birgit vorbei und laden mich auf ihren großen Katamaran zum Sundowner ein.
Von ein Uhr bis zwei Uhr zeigt sich niemand beim Customs Office. Boy-Boy verkauft mir ein paar Bananen und wir verabreden uns für morgen um zehn am Strand für mehr Obst und eine Tour zu den Dark View Wasserfällen.
Ich paddel noch einmal zurück zu Lua und versuche per Telefon jemanden zu erreichen. Um halb vier sind dann beide vor Ort. Super locker in T-Shirt und Flip-Flops statt penibler Uniform. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Meine Crew-Listen interessieren niemanden. Für EC$35 Gebühr (etwa 11 Euro) bin ich ein halbes Jahr in St Vincent willkommen.


Bevor es zurück an Bord geht, und dann auch bald zum Sundowner, gibt es beim Beach Front Restaurant direkt vor Lua's Bug einen leckeren und günstigen Teller Ribs mit Pommes.
Halb sechs paddel ich rüber zu Thomas und Birgit. Der große Alu-Kat ist wie ein schwimmendes Penthouse. Ebenerdig vom Achtercockpit, durch den gewaltigen Salon mit großer Pantry, bis zum Vorschiffscockpit, wo wir den Abend verbringen. Punsch (für mich ohne Rum), Plantanenchips, und jede Menge Klönschnack machen für einen tollen Abend.
Dark View Falls

Um zehn holt Boy-Boy mich am Strand ab. Er zeigt mir noch kurz seinen Garten mit dicht wachsenden Bananen, Brotfrüchten, Papayas, ... dann laufen wir zu den Dark View Falls.
Eine gute halbe Stunde zu Fuß, langsam immer weiter aufwärts. Vorbei an fünfzehn bis zwanzig Meter hohen Avocado- und Mangobäumen. Callaloo-Feldern (Spinat ähnelndes, großblättriges Gemüse). Palmen mit grünen, gelben, und organgen Kokosnüssen. Und Cannabis-Feldern weiter oben in den Bergen. Anbau für lokale, medizinische Zwecke ist legal, aber es wird auch viel für illegalen Export angebaut.




Im Dark View Park queren wir eine Bambus-Hängebrücke und erreichen nach ein paar Treppen den unteren Wasserfall.














Der Aufstieg zum oberen Wasserfall ist deutlich steiler aber auf jeden Fall die Mühe wert.




In dem Pool unterm Wasserfall wasche ich mir mit dem relativ kühlen Wasser gründlich das ganze Salz aus den Poren.





Auf dem Rückweg erspähe ich Lua weit unten in Chateaubelair Bay.





St Vincent hat seit 1962 ein Hydro-Kraftwerk in Chateaubelair. Wasser vom Richmond River, der auch die Dark View Falls füttert, wir durch teils unterirdische, teils überirdische Leitungen abgezweigt und mit der Bergabgeschwindigkeit in Turbinen geleitet. So werden im Schnitt eintausendeinhundert Kilowatt generiert. Der Turm oben auf dem Berg dient zur Belüftung der Leitungen. Die Rohre waren ursprünglich aus Holz und komplett überirdisch verlegt. Nachdem Erdrutsche und Überschwemmungen viele der Rohre weggetragen haben, sind jetzt große Teile eingegraben und die Holzrohre durch GFK ersetzt.


Zurück bei Boy-Boy's zu Hause klettert er aufs Dach um für mich Bananen zu pflücken, und zeigt mir seinen - leider nicht mehr funktionstüchtigen - Musemsaußenborder von Seagull.

