Hendrik am Sonnabend, 12. September 2020 in Spätsommer 2020
Fænø Sund nach Lyø

Sturmsegeln

Kurz vor neun setze ich das Groß, gleich mit zweitem Reff, und lichte den Anker. Im Fænøsund geht kaum ein Lüftchen, dass es weht ist allerdings ein paar hundert Meter weiter schon zu sehen. Bei Windstärke sechs aus Südwest setze ich noch die Genua, eingerollt zum zweiten Reffstreifen.

Nach ein paar Wenden merke ich, dass der Genuablock an Steuerbord kaputt ist. Die Scheibe ist zum Teil weggebrochen und beim Dichtholen unter Last schiebt sich die Schot zwischen die kaputte Scheibe und die Backen des Blocks. Gut, dass ich heute hauptsächlich auf Backbordbug segeln werde. Daumen drücken, dass der Wind wie angekündigt weiter westlich dreht, denn auf Steuerbordbug kann ich das Segel so nicht mehr ganz dichtholen.

Der kaputte Genuaschotblock

Zur Mittagszeit dreht der Wind tatsächlich auf Westsüdwest. Legt aber auch kräftig zu und bleibt von jetzt an bei Windstärke sieben. Vier Stunden lang geben sich tiefschwarze Wolkenbänke die Hand. Jedesmal mit noch mehr Wind und einer Dosis Regen. Ab zwei Uhr nachmittags pendelt es sich dann bei 8 Beaufort ein. Um halb vier versuche ich das Vorsegel noch weiter zu reffen. Ohne Winsch keine Chance mehr. Die Schot muss also los und verknotet sich dann mit der anderen Genuaschot zu einem dicken Knäuel. Ich nehme das Segel komplett weg und verbringe die nächste Viertelstunde eingehakt zwischen Wanten und Reling damit die Vorschoten zu entknoten während ich von Wellen und Regen geduscht werde.
Mit pitschenasser Badehose, aber trocken unter der Öljacke kehre ich ins Cockpit zurück. Der Wind hat inzwischen auf West gedreht, kommt direkt von achtern und bläst den Regen waagerecht hinein bis ans Vorschiffschott. Schnell den Niedergang ganz verschließen. Die Kissen im Cockpit sind vollständig durchnässt, sowohl von Regen- als auch von Salzwasser.

Kurz nach vier lässt der Wind endlich etwas nach. Es weht nur noch mit sechs bis sieben und ich sehe zum ersten Mal etwas Sonne zwischen den Wolken durchscheinen.

Um fünf erreiche ich Lyø. Das Kapokkissen auf dem ich unterwegs gesessen habe ist nur noch etwa einen Zentimeter dick und hart wie ein Holzbrett. Ich hänge alle nassen Sachen zum Trocknen und esse das letzte Brot bevor es kurz später auch schon Abendessen gibt.