Nachtfahrt
Vorm Auslaufen fülle ich noch einmal den Wassertank auf, schmiere ein
paar Scheiben von dem frischen Brot und esse den Lachknust zum
Frühstück. Der war schon mal lecker.
Kurz nach elf geht es dann los. Es weht mit vier bis sechs aus
Südwest, das zweite Reff kann also im Groß bleiben. Am Ausgang der
Bucht dreht der Wind auf Nordwest, was die Fahrt zum Kleinen Belt
etwas vereinfacht. Trotzdem wird es am Ende eine sportliche Kreuz.
Vor allem im Kleinen Belt fahre ich unzählige Wenden in schneller
Folge. Zum Glück ist der Strom, dort wo er am stärksten ist mit mir
und nicht gegen mich. Erst direkt am Fænøsund kann ich abfallen.
Hier liegen schon einige Ankerlieger. Wind kommt kaum noch an. Ich lege mich etwas Abseits, beobachte die durch den Sund ziehenden Schweinswale und einen Schwan, der immer wieder bettelnd am Heck krächzt.
Während des Abendessens spielen Strom und Wind ein seltsames Spiel mit mir. Erst werde ich vom Strom gegen den Wind gedreht, mit dem Heck zum Wind segel ich daraufhin über meinen Anker bevor das ganze von vorn losgeht...
Nach dem Abwasch habe ich genug, setze Segel und lichte meinen Anker.
Zunächst will ich mich nur ein kurzes Stück verholen, die Ankerplätze
um Middelfart herum sind allerdings alle dicht belegt. Die Buchten
ein kurzes Stück südlich, an der Ostseite des Kleinen Belts, sind
nach Westen hin offen. Der Wind soll über Nacht zwar auf Südost
drehen, bis dahin bieten sie allerdings keinerlei Schutz.
Weil der Südwind auch einen weiteren Tag an der Kreuz bedeutet,
fahre ich lieber mit dem Nordwestwind weiter nach Süden. Ziel Lyø.
Der Wind nimmt ab und das Reff kann ich bald ausschütten. Hinter mir ein wunderschöner Sonnenuntergang, an Steuerbord geht hell und klar der Mond auf.
In den frühen Morgenstunden lässt der Wind immer mehr nach. Kurz vorm Lyø-Flach dreht er dann auf Südwest, so dass ich den leichten Hauch nicht mehr direkt von hinten habe.
Die Bucht von Lyø ist voller Ankerlieger. Im ersten Licht gleite ich leiste zwischen den vielen Schlafenden hindurch und finde einen Platz ganz hinten mit genügend Freiraum. Nach Segelbergen und Aufklaren am Deck falle ich um fünf Uhr endlich in die Koje.