Valdemars Vorgarten
Dienstag
Morgens hat der Wind schon auf Südwest gedreht. Schwell aus dem
Kleinen Belt drückt in die Bucht und macht den jetzt nicht mehr
geschützten Ankerplatz ungemütlich. Das Lichten der Ankers ist
schweißtreibend gegen den Wind und das schwoiende Boot. Die Kette
rutscht immer wieder aus dem Ankerbeschlag.
Weil der Wind direkt auf die schmale, flache Ausfahrt der Helnæs
Bugt steht motore ich das erste Stück. Hinter der Ausfahrt setze ich
erst nur die Fock, merke aber bald, dass ich gegen die kurze, steile
Welle so keine Höhe laufen kann. Mit Groß, wie immer mit zweiten
Reff, läuft es dann prima. Die fünfzehn Meilen nach Avernakø sind
schnell zurückgelegt. Eigentlich wollte ich heute hier bleiben und
den Starkwind der nächsten Tage im Schutz von Avernakøs Steilküste
abwettern. Nun aber treibt es mich weiter.
Im Svendborgsund schieben mich zeitweise bis zu vier Knoten Strom
voran. Das führt zu Spitzengeschwindigkeiten von über acht Knoten
vor Svendborgs Stadthafen. Hinter dem Knick vor der Stadt segelt
es sich wie auf der Alster. Ständig ändernde Windrichtungen,
Flautestreifen im Wechsel mit Windzonen, in denen die Relingstützen
umspült werden.
Hinter dem Sund, an dem Eingang zur Lunkebugt nimmt der Wind dann
endgültig zu. Hoch am Wind fahre ich die Großschot erst noch aus der
Hand um schnell fieren zu können, dann nur noch ganz offen. Selbst
die Fock fiere ich jetzt in den Böen. Windgeschwindigkeiten unter
dreißig Knoten gibt es auch zwischen den Böen nicht mehr.
Vor dem Wald bei Valdemars Schloss liegen bereits drei Dänen mit
großem Abstand von einander vor Anker. Genug Platz, dass ich mich
dazwischen legen kann.
Seichtes Wasser erstreckt sich gut zweihundert Meter vor der bewaldeten Küste. Dadurch liege ich weit vor der Küste auf glattem Wasser, der Wind aber fährt nahezu ungebremst ins Rigg. Um den Tampen der Ankerkralle bei dem hohen Druck und dem vielen Schwoien etwas zu schonen befestige ich ihn jetzt über einen Hahnepot auf die beiden Vorschiffsklampen. Die sitzen nur leider so weit zurück, dass die Leinen beim Schwoien mit lautem Geräusch den Rumpf entlangrutschen. Da muss ich mir mal was besseres überlegen.
Mittwoch
Wind. Grau. Kalt. Schauer. Verbringe den Tag unter Deck.
Donnerstag
Das Barometer steigt nach den letzten beiden Tagen wieder etwas. Es ist nicht ganz so kalt und fast den ganzen Tag sonnig. Lese im Cockpit und schaue dem Treiben auf dem Svendborgsund zu.