Unruhige Nächte
Von Anholt nach Læsø
Um ein Uhr stehe ich das erste Mal auf. Der Wind hat auf Nordwest
gedreht, auflandig. Eine ungemütliche Welle läuft auf den Strand zu.
Ich aktiviere den Ankeralarm und versuche noch etwas zu schlafen.
Um drei Uhr ist damit endgültig Schluss. Der Wind hat etwas
nachgelassen und wieder ein wenig südlicher gedreht. Die
Kattegatt-Dünung kommt aber weiter aus NW und trifft seitlich
auf den Rumpf. Es rollt so sehr, dass ich um halb vier einpacke
und schließlich um vier Uhr unterwegs bin.
Ich setze nur die Genua und mache damit etwa drei Knoten Fahrt. Eilig habe ich es nicht. Ein bombastischer Sonnenaufgang bringt Wärme ins Cockpit.
Nach einer knappen Stunde unter Segeln schläft der Wind leider ein. Die Dünung steht noch immer und die Genua schlägt ungesund, schafft es nicht, sich zu füllen. Wiederwillig fange ich an zu motoren.
Fünf Stunden später endlich Wind! Zweieinhalb Stunden segeln bis Østerby auf Læsø. Halb eins bin ich schon im Hafen, trotzdem ist Østerby voll. Viele Schweden. Als dritter oder vierter ins Päckchen zu gehen habe ich keine Lust. Zumal für die Nacht Gewitter mit kräftigem Wind angesagt ist und für einiges an Unruhe in den Päckchen sorgen dürfte.
Also wieder ankern. Westlich des Hafens, in der Jegens Bugt finde ich schönen, sauberen Sandgrund und lasse den Anker in sechs Metern Tiefe, dreihundert Meter vorm Strand fallen.
Nachdem an Deck alles aufgeklart ist gibt es Frühstück bzw. Mittag. Die letzten Scheiben Brot und ein Bananen-Avocado-Smoothie. Die zweite Avocado musste leider weg. Die war innen schon ganz vergammelt. Kurz lesen, dann ein Nickerchen.
Gegen neun Uhr bin ich bereits im Bett. Dort lese ich noch eine Stunde bevor mir die Augen zufallen. Wenige Stunden später wird mein Schlaf allerdings wieder unterbrochen. Das Gewitter legt los und bringt nördliche Winde mit sich. Heck zum Strand. Welle. Ich setze mich für eine Dreiviertelstunde in vollem Ölzeug ins Cockpit, halte Ankerwache und schaue dem Naturschauspiel zu. Einige Blitze fluten die Umgebung mehrere Sekunden lang mit taghellem Licht. Gefolgt von ohrenbetäubendem Donner und begleitet von Regengüssen. Aber der Anker hält. Nach fünfundvierzig Minuten ist der Spuk vorbei. Der Wind dreht auf West und das Flach bietet einigermaßen Schutz vor den Wellen. Nur etwas Schwell lässt sich nicht vermeiden. Ich kann wieder schlafen gehen.
Ankertag vor Læsø
Am Morgen weht es kräftig aus Süd. Die Insel schützt vor Schwell. Die
Sonne scheint. Ein Tag zum Lesen, Sonnen, Entspannen.
Erst am Abend ziehen wieder ein paar dunkle Wolken vorbei.