Baltimore

Wir starten um halb acht bei grauem Himmel und leichtem Westwind. In Erwartung des angekündigten, kräftigen Nordwinds setzen wir erstmal nur die Genua, aber unter der Abdeckung vom Old Head of Kinsale und der kabbeligen See ist kein Vorankommen möglich. Wir setzen das Groß dazu, gleich mit zweitem Reff. Hinter dem Kap nimmt der Wind dann auch zu. Kommt aber leider eher aus Nordwest mit guten vier, in Böen schon mal an die sechs.

Uwe steuert von Hand um keine Höhe zu verschenken. Die Windpilot lassen wir ausgehängt. Halb zwei düsen wir mit Schiebestrom durch den Stag Sound. Zwei bis zweieinhalb Knoten drücken hier mit (oder gegenan) zwischen Festland und den Stags Inseln.

Eine Stunde später sind wir auch schon vor Baltimore, bergen die Segel und motoren durch die enge Einfahrt in die große, geschützte Bucht hinein.

Am Dorf gibt es einen kleinen Schwimmsteg, der aber bereits belegt ist. Der Rest der ortsnahen Wasserfläche ist von einem engen Bojenfeld eingenommen, dass auch größtenteils besetzt aussieht. Wir ankern etwas Abseits der vielen Bojen. Bis auf die Heckwellen der RIBs und Fischer liegt man hier ruhig und vor den meisten Winden geschützt.

Beim Aufklaren entdecke ich, dass die Schubstange der Windpilot, die Windfahne und Pendelruder verbindet, durchgebrochen ist. Obwohl aus Edelstahl, ist die Schubstange regelrecht durchgerottet. Der Verlust der Windpilot ist direkt vor unserem langen Schlag nach Süden besonders ärgerlich.

Kinsale war der letzte größere Ort hier im Süden Irlands. Die Chancen, vor dem Absprung noch Ersatz zu bekommen oder die kaputte Schubstange zu reparieren stehen also nicht gut. Peter Förthmann antwortet schnell auf meine Mail und hat Ersatz auf Lager, den bekomme ich aber natürlich erst später.

Zu Abend soll es überbackenen Kösetoast geben, aber das Toastbrot, erst vor wenigen Tagen geöffnet, ist bereits verschimmelt. Wir improvisieren etwas und es gibt die letzten Scheiben Frühstücksbrot, etwas Knäcke, Paprika und zum Nachtisch einen Pudding.