Kolumbus Festival
Es spielt sich bald eine Art Routine ein. Jeden zweiten Tag laufe ich nach einer Runde Schwimmen die zwei Kilometer nach Vila Baleira. Dort kaufe ich beim Pingo Doce einen frischen Laib Pão de Rio Maior, das köstliche portugiesische Landbrot, und was ich sonst so an frischem brauche. Zweihundert Meter weiter bei Nata Dourada gibt es Pasteis de Nata für den Nachmittag. Nach einem kleinen Bummel durch den Ort gönne ich mir häufig noch ein Bolo do Caco als Frühstück / Mittag und esse das am Strand. Zurück geht es den Strand entlang durch die Brandung. Je nach Tide schleppe ich meinen Rucksack dabei schon mal durch hüfthohes Wasser und erreiche den Hafen klitschnass und total versandet. Eine kurze Stegdusche, um den Sand abzuspülen bevor es ins Dinghy und zurück zur Lua geht. Nachdem alles ausgepackt und verstaut ist steht eine weitere Runde im Wasser an um den Schweiß abzuspülen.
Die Zeit an Bord verbringe ich mit Lesen, Schwimmen, basteln... Ich arbeite etwas am Blog, Schrubbe ein paar Stunden am Wasserpass um den grünen Bart aus der Zeit in Kinsale loszuwerden, verbessere meinen GRIB-Wetter-Service, baue die Windpilot wieder zusammen und reinige sie mit Spüli und Süßwasser.
An den Tagen, die ich nicht ins Dorf laufe, gehe ich gerne zum Spazieren oder Lesen für ein paar Stunden an den Strand oder zu einem Snack in das Café am Hafen.
Am Donnerstag, den 14. September sitze ich mit einem Buch auf dem Werftgelände und warte, dass die kostenlose Waschmaschine frei wird, als ich plötzlich auf mein Southside Johnny T-Shirt angesprochen werde.
Mike von der Make My Day segelt zwar unter niederländischer Flagge, hat aber Wurzeln in New Jersey und kenn Southside und die Jukes von früher. Wir kommen ins Gespräch und er schlägt vor, mit ein paar weiteren Seglern am Abend gemeinsam zum Auftakt des Kolumbis Festival zu gehen. Treffpunkt ist natürlich das Hafencafé.
Am Abend findet sich eine recht große, internationale Gruppe am Café ein. Ein bunter Mix der Nationen, lediglich die Franzosen fehlen. Vielleicht wegen der Sprachbarriere. Englisch scheinen die wenigsten Franzosen zu sprechen und wenn, dann nur mit sehr geringen Kenntnissen. Nach einem Schauer machen wir uns im Nieselregen auf den Weg nach Vila Baleira um Kolumbus am Strand in Empfang zu nehmen. Bis wir ankommen ist es auch wieder trocken und freundlich. Die Seebrücke und die Promenade sind dicht gepackt mit Menschenmassen. Auf dem Strand wartet bereits eine große Gruppe traditionell gekleideter Dörfler, Soldaten und die Familie von Kolumbus.
Die Kogge, die den Tag über im Hafen lag kommt nun langsam angesegelt. Vorm Strand wird Kolumbus in ein Beiboot gesetzt und an Land gerudert, wo er herzlich von Sohn und Frau empfangen wird.
Nach einer kurzen Szene am Strand ziehen die Darsteller in einer Prozession ins Dorf. Wir folgen und nehmen einen Seglertisch auf dem Dorfplatz in Beschlag.
Den Abend lang gibt es Musik, Jongleure, Speis und Trank. Überwiegend Punsch, ich bleibe aber beim Eistee. Kurz nach ein Uhr machen wir uns als letzte Nachzügler der Seglergruppe auf den Heimweg.