Warten und Wartung in Cuxhaven
Donnerstag mache ich nichts. Nachdem ich zwei Monate lang mehr oder weniger permanent unter Strom stand tut es gut einen Tag einfach mal nur rumzugammeln. Ich bleibe lange im Bett, zahle irgendwann die Hafengebühr und lasse ansonsten den Tag an mir vorüberziehen.
Die nächsten Tage läuft es aber wieder andersherum. Als erstes mache ich mich an das undichte Waschbecken. Direkt abnehmen kann ich die Kunststoffteile vom Ablauf leider nicht weil auf dem engen Raum unterm Waschbecken auch noch die Salzlake des Wassermachers mit eingespeist wird. Die wird über den gleichen Borddurchlass entsorgt. So wird das ein ganz schönes gefummel und hin und her. Ein halbes Dutzend Schlauchschellen öffnen, Schläuche abziehen, Kunststofffittinge auseinandernehmen, Teflonband um die Gewinde wickeln, und schließlich alles wieder zusammenbauen. Das ganze dann noch ein zweites Mal weil ich mit dem Teflonband zu sparsam war für die groben Plastikgewinde. Und noch ein drittes Mal, weil es an anderer Stelle, direkt unter dem Auslauf des Beckens auch noch tropft. Doch dann ist es geschafft! Ich lasse zum Schluss noch einmal zwei Stunden lang das Waschbecken bei verschlossenem Seeventil voll Wasser stehen und alles bleibt trocken.
Auch mit dem Stauen bin ich noch nicht fertig. Eine Reisetasche wartet noch darauf ausgepackt zu werden, mein großer Schlafsack braucht einen Platz, Uwes Ölzeug verpacke ich in Vakuumbeuteln... Schließich räume ich auch noch die große Backskiste in der Plicht aus, da war bisher alles nur so reingeschmissen wie es an Bord kam. Jetzt kann ich die vernünftiger einräumen.
Sonntag wollte ich nach Helgoland und ein paar Tage später von dort nach Norderney. Der Umweg resultiert in zwei kürzeren Schlägen als der direkte Weg von Cuxhaven nach Norderney und macht mir das abpassen der Gezeiten deutlich einfacher. Jetzt kündigt sich aber kräftigerer Wind aus nördlichen Richtungen für die nächsten Tage an. Das ist zwar auf Helgoland kein Problem, das Passieren des Seegatts vor Norderney empfiehlt sich dann aber nicht unbedingt. Zumindest für einen Revierneuling wie mich. Die Gefahr von Grundseen oder in der Brandung übersehenen Tonnen ist mir zu groß. Zum Pfingstwochenende auf Helgoland festzuhängen, wenn die Flotte der Nordseewoche dort einfällt möchte ich aber auch nicht. Also bleibe ich noch ein paar weitere Tage in Cuxhaven. Das gibt mir auch genug Zeit, die Halterung für meinen Pinnenpiloten an der Pinne zu montieren. Das Winkelblech mit der Aufnahme für den Pinnenpiloten wird mit zwei Bolzen durch die Pinne hindurch verschraubt. Die Bolzen werden in Epoxy eingesetzt und das soll fünf Tage ruhen bevor Last drauf kommt.
Außerdem auf dem Programm: Den lecken Vorschiffslüfter abkleben, die vielen Kanister an Deck festzurren, Halterung für den Flaggenstock auf der anderen Seite montieren um Schlagen am Aussenborder zu verhindern, Staulisten-Kladde in Excel übertragen und ausdrucken, neue Seekarten für den Kartenplotter kaufen und herunterladen, Post abholen...
Pfingstsonnabend zeichnet sich jetzt als Abfahrtstermin an. Freitag bunkere ich Trinkwasser und gehe Einkaufen. Mit einem großen Rucksack und zwei Taschen geht es zum Bio-Laden, zum Bäcker und zum Supermarkt bevor ich schwer bepackt zum Boot zurücklaufe.
Am Nachmittag beginnen die Nordseewöchler in Cuxhaven einzutreffen und der Hafen füllt sich langsam. Vorm Clubhaus ist ein Festzelt aufgebaut, ein Bierwagen steht bereit und am Abend wird ein Grill angeschmissen und Bratwurst verkauft. Da hole ich mir heute auch mein Abendessen, so spare ich mir Kochen und Abwasch.
Das lange Warten hat einen weiteren Vorteil. Ich muss morgen nicht mitten in der Nacht aufstehen. Hochwasser ist morgen erst um kurz vor sieben. Mit dem nachlaufenden Strom auf der Elbe brauche ich vor acht nicht auslaufen.