Noch einmal Dänemark
Der Wecker geht um sieben Uhr. Vorgestern hatte ich noch Roggenbrot und gestern Zitronenkuchen gebacken. Die ersten Scheiben schmiere ich mir für unterwegs und esse den Knust zum Frühstück während ich das Boot segelfertig mache.
Beim Auslaufen eine Stunde später reiht sich die Raftam direkt
hinter mir ein und ist wohl auch auf dem Weg nach Dänemark.
Gleich hinter der Rinne ziehe ich das Groß hoch und kurz später
am hohen Grund vorbei auch die Genua. Mit fünfeinhalb Knoten
rausche ich hoch am Wind aus der Orther Bucht heraus in Richtung
Heiligenhafen. Es läuft Spitze! Wenn der Wind so bleibt muss ich
noch reffen, damit die Windpilot richtig steuern kann.
Nach der Wende vor Heiligenhafens Flach ist bald vorbei mit dem
Spaß. Der Wind lässt etwas nach, doch das eigentliche Problem ist
eine eigentümlich steile Welle und kräftiger Gegenstrom am
Ausgang des Fehmarnsunds. Es ist einfach kein Vorankommen mehr
möglich. Drei Stunden treibe und schaukele ich mit
Geschwindigkeiten zwischen selten drei und öfter einem halben
Knoten. Überall um mich rum werden Vorsegel ganz oder teilweise
eingerollt und die Motoren gestartet. Selbst große
Vierzigfußschlitten mit schwarzen Segeln geben hier auf und laufen
unter Maschine aus dem Sog heraus.
Erst ein gutes Stück an Fehmarns Westküste nach Norden entlang
lässt der Sund mich los und ich kann wieder vernünftig segeln.
Der restliche Tag ist schönes segeln unter überwiegend sonnigem
Himmel. Es macht den Eindruck, als ob die gesamte deutsche
Ostseeküste auf dem Weg nach Bagenkop und Marstal ist. So viele
Segel habe ich auf der Strecke schon lange nicht mehr gesehen.
Gegen neunzehn Uhr bin ich vor Marstal und lasse kurz nach halb
acht bei Halmø den Anker fallen. Hier weht kaum noch ein Hauch
und ich nehme letzendlich den Motor zu Hilfe um den Anker
einzufahren. Im Großsegel ist dafür nicht mehr genügend Druck.
Dann mache ich mich ans Abendessen. Es sollte Rucola-Pasta geben,
doch aus beiden Beuteln Rucola steigt übelriechender Muff. Viele
Blätter sind auch bereits schmierig. Ich schmeiße den Salat weg
und mache mir stattdessen eine Salsiccia-Pfanne mit Tomaten.
Nach dem Essen lese ich noch eine Weile im Cockpit und gehe gegen
zehn Uhr müde in die Koje.